HVA - Geschichte
„Auhausens Dorfbild würde einem Kurort zur Ehren gereichen“
HVA – eine dörfliche Erfolgsgeschichte
Der Heimat- und Verschönerungsverein Auhausen, ein Verein unter vielen in der Riege der zahlreichen Gartenbauvereine im Landkreis Donau-Ries, sollte man meinen. Dieser Verein in der nördlichsten Gemeinde des Regierungsbezirks Schwaben ist aber nicht nur einer der mitgliederstärksten Vereine im Kreisverband. Er hat auch eine „intensive“ und interessante Vergangenheit: „Die Versammlung wurde von Herrn Friedrich Betz eröffnet und er begrüßte 21 Erschienene“. Mit diesen Zeilen beginnt das „Protokoll über die Gründung des Heimat- und Verschönerungsvereins(HVA) im Gasthaus Kugler am 15. Mai 1959 um 20 Uhr 45“ – und somit eine schon jahrzehntelange Erfolgsgeschichte in der Gemeinde Auhausen. Das „Hauptziel“ des neu gegründeten Vereins ist fortan die „Verschönerung und Pflege unseres Heimatdorfes Auhausen“ und der „kameradschaftliche Zusammenschluß aller Ortsbürger, die gewillt sind, eine freundschaftliche und hilfsbereite Gemeinschaft zum Wohle Auhausen zu bilden“, so ein Auszug aus den beschlossenen Statuten diese jungen Vereins, für welchen sogleich „der Schulleiter Wegehaupt als auch Pfarrer Hermann ihre aktive Mitwirkung zugesagt haben“. Bei deranschließenden Wahl einer Vorstandschaft ging Friedrich Betz als 1. Vorsitzender hervor. Schon für den 6. Juni 1959 konnte zu einem „1. Kameradschaftsabend“ geladen werden, zu welchem „die Tanzkapelle Auhausen sich freiwillig zur Verfügung gestellt hat“. Vorsitzender Betz dankte „in Sonderheit Hr. Bürgermeister und Gemeinderäte sowie Hr. Landrat und Kreisräte für die gefundene Anerkennung“ und verkündete „als Beweis, daß die Ziele richtig verstanden wurden“ einen aktuellen Mitgliederstand von 85 Personen. Im Jahr 1961 konnte Fritz Betz zu einem weiteren Kameradschaftsabend bereits „Landrat Müller und Gartenbau-Oberinspektor Bösel“ begrüßen. Es sind „mit der großen Familie an Vereinsmitgliedern bereits 660 Rosenstöcke und 210 Ziersträucher aller Art gepflanzt worden, der Badeplatz an der Wörnitz ist neu gestaltet und 5 Ruhebänke aufgestellt worden“. Hierbei sind „allein 1.050 Arbeitsstunden eingebracht sowie aus Veranstaltungen 2.500 Mark erwirtschaftetworden“, so ein erster Zwischenbericht. Wie positiv sich das Vereinsleben nunmehr entwickelt hat, ist aus einer Einladung desselben Jahres zu entnehmen: „Hinsichtlich der Vereinsstärke von 111 Mitgliedern wird vom Vorschlag abgewichen, pro Mitglied 2 Eintrittskarten auszugeben, da es unmöglich ist, für 222 Personen Raummöglichkeit zu schaffen.“ Es wird weiterhin „an alle Kameraden die höfliche Bitte“ ausgesprochen, „von Einladungen an Freunde und Bekannte sowie Reservierungen von Sitzplätzen Abstand zu nehmen“. Die folgenden, sehr erfolgreichen Vereinsjahre schlagen sich ebenso in Tausenden von Arbeitsstunden und vielen Vereinsaktivitäten nieder. Fortan konnten auch ein alljährlicher Ausflug, regelmäßige Theateraufführungen „unter Leitung von Lehrerehepaar Wegehaupt“ sowie das Maibaum- und Weihnachtsbaum-Aufstellen organisiert werden. Etliche Geräte, sogar ein „Vervielfältigungsapparat“ aus eigenen Mitteln sind angeschafft worden. Anläßlich der ersten Wiederwahl von Vorsitzenden Betz ist im Protokoll eine „ergreifende Rede“ niedergeschrieben, wobei „sich Jeder besinnen soll, daß mit ein paar Arbeitsstunden jedes einzelnen Mitglieds "Größeres zu vollbringen ist“ und „dann für Auhausen der Vers Wahrheit wird:
"Kein Ort und kein Platz auf Erden
birgt mehr Schätze, wie´s herrliche Ries.
Wenn die Träume zur Wahrheit werden,
blüht auf Erden mir schon´s Paradies.“
Dieses Engagement findet spätestens nach der zweimaligen Wahl zum „schönsten Dorf des Landkreises Nördlingen“ in den Jahren 1962 und 1963 auch in der Lokalausgabe der Riesernachrichten vom 15. August 1963 „in großer Aufmachung“ ihre Anerkennung: „Auhausens Dorfbildwürde einem Kurort zur Ehren gereichen“. Das Jahr 1965 bringt eine „Neuordnung des Vereins“ u.a. durch die Aufstellung einer Arbeitsgruppe und Bildung einer Jugendgruppe, Werbung von neuen Mitgliedern und Veranstaltungen für die Schuljugend sowie die Ausdehnung des Arbeitsbereichs auf die gemeindlichen Ortsteile Wachfeld, Heuhof, Pfeifhof und Zirndorf. Nun folgen aber Jahre der Erschwernisse bei den Arbeiten an Anlagen und Plätzen, da „kaum die Kanalisation beendet, die Rieswasser-Versorgung ihre Arbeit beginnt“. Ein stolzer Rückblick konnte im Jubiläumsjahr „10 Jahre HVA“ auf nunmehr 88 Veranstaltungen aller Art und einen „Leistungsbericht mit 11 erstellten Anlagen und ca. 4.000 im Gemeindegebiet ausgebrachten Pflanzen“ gehalten werden. Mit einem „guten Filmstreifen und in gekonnter Form ließ der 1. Vorsitzende 10 Jahre Vereinsgeschichte vorüber ziehen, in dem Bewußtsein, daß die Heimat und das Vaterhaus wertvollstes Gut ist“. In den 1970er Jahren ist der Verein auch herangezogen worden, die Gestaltung von Friedhof und Krieger-Denkmal zu übernehmen, denn „das Ansehen eines Dorfes ist Spiegelbild seiner Bewohner“. 1972 rief Betz – im Hinblick auf kommende gesellschaftliche Veränderungen – zu gemeinsamen Veranstaltungen mit einer „Vereinsgemeinschaft Auhausen“ auf und 1973 folgte der weitere Aufruf „Wir pflanzen einen Baum für das Jahr 2000“. Auch der Umweltschutz zog früh in die Köpfe der Vereinsführung ein: „Jeder Baum und Strauch ist ein Bollwerk gegen die Luftverschmutzung; jeder Baum erzeugt pro Stunde 1,7 kg Sauerstoff“, so ein Bürgerappell. Am 15. Juli 1972 erbrachte eine gemeinsame Versammlung nun auch den lange erwünschten Zusammenschluß des HVA mit dem parallel existierenden „Obst- und Gartenbauverein Auhausen“, denn hierdurch „müssen die Mitbürger nicht mehr 2x Beitrag bezahlen“ und „es ist bei etwas Vernunft glücklicher ein Miteinander als ein Nebeneinander“, so aus dem Protokoll. 1972 machte sich die Vereinsführung auch Gedanken zur „schnellebigen Zeit mit Reformen und Gemeindeauflösungen“, wobei „sich Jeder klar machen soll, daß wir Verpflichtungen durch Zusammenarbeit aller Vereine und die Wahrung des Gemeinschaftssinns für unseren Heimatort Auhausen haben“. „Erst wenn Lehrer, Pfarrer, Bürgermeister und Vereine in unseren Ortenverschwunden sind, dann sind es keine wachsenden oder blühenden Dörfer mehr, sondernsterbende Orte“, philosophierte Friedrich Betz wahrlich mit großem Weitblick.Per Flugblatt wird für das Jahr 1975 „im Zeichen des 100jährigen Feuerwehrjubiläums“ aufgerufen, „Zäune instand zu setzen, allen Unrat aus Gärten und Höfen zu entfernen und aktiv an derSauberkeit unseres Ortes mitzuarbeiten“. Der HVA konnte auch zahlreiche Helfer sowie die „Wachmannschaft“ für das große Dorffest stellen.In dieser Zeit fiel auch das Augenmerk auf die ältere Generation des Dorfes, für welche nunmehrjährlich ein „Adventsnachmittag“ ausgerichtet werden soll. Eine Veranstaltung, die bis zum heutigenTag als „Altennachmittag“ am 1. Advent jeden Jahrs seine Fortsetzung findet.1976 hat auch das „Auhauser Weinfest“ seinen Ursprung; anfangs im Gemeindehaus ausgerichtet,ist es mit dem Bau der Mehrzweckhalle zu einer festen „Einrichtung“ im Jahresplan des HVAgeworden. Das Jahr 1978 stand vollends im Zeichen der Gemeinde-Gebietsreform, als das Jahresmotto „Hauptaufgabe ist die Gestaltung unseres Ortsteils Lochenbach“ ausgeschrieben worden ist.„Hierfür sind die Neubürger dem Verein beigetreten“. Weiterhin konnte als ein „Zeichen der neuenGemeinschaft“ eine sommerliche Serenade am Vorplatz der neu gestalteten Klosterkirche mit der Musikkapelle Dornstadt abgehalten werden, welchem 1979 der „Beitritt des Ortsteils Dornstadt mit 51 Mitgliedern zum HVA“ folgen sollte. Noch im Jahr 1978 wird laut Bekanntgabe in der Generalversammlung „ein neuer Wettbewerb kommen“: „Unser Dorf soll schöner werden“, so Friedrich Betz, verbunden mit dem Aufruf, daß „jedes Haus mit Blumen eine besondere Belohnung“ erhalten könne. Und prompt sollte sich alsgleich der Erfolg einstellen: Auhausen ist Kreissieger unter den Gemeinden über 600 Einwohner geworden! Diesem Erfolg sollten weitere „gute Jahre“ folgen: 1982 konnte erstmals die „Marke“ von 200 Mitgliedern (204) überschritten werden. 1983 sind 100 Ortsbürger beim Blumenschmuckwettbewerb ausgezeichnet worden. 1984 ist Auhausen zur „Baumfreundlichsten Gemeinde des Landkreises Donau-Ries“ gekürt worden und das 25-jährige Jubiläum konnte mit „drei Tage Festzeltbetrieb“ begangen werden. Hierbei ist ausdrücklich „die freundschaftliche Verbundenheit der Musikkapelle Dornstadt“ erwähnt worden, „die es sich nichtnehmen ließ, in voller Besetzung aufzutreten“. 1987 folgte noch der Titel „Baumreichste Gemeinde Schwabens“. Einen großen Umbruch brachte das Jahr 1989, als im 30. „Dienstjahr“ der langjährige Vorsitzende Betz sich nicht mehr zu Wiederwahl stellte und die damalige Vorstandschaft vor „große Probleme stellte“. Es war deutlich zu erkennen, daß eine sehr erfolgreiche Ära zu Ende gehen sollte. So folgten Jahre mit wechselnder Führung unter Herbert Banczyk und Wilhelm Dorner. In dieser Zeit sollte nun auch noch jener herbe Rückschlag folgen, als 1991 der Ruf aus dem Ortsteil Dornstadt lauter wurde, einen eigenen Verschönerungsverein gründen zu wollen. In der Folgezeit traten 49 Mitglieder geschlossen aus dem HVA aus. Erst mit dem beherzten Griff nach der Führung durch die „Doppelspitze“ Karl-Heinz Beck und Hermann Loacher jun. sollte sich in den 1990´er Jahren wieder eine „längerfristige Lösung“ für die Bewältigung der zahlreichen Aufgaben des Vereins abzeichnen. Heute ist dieser HVA eine „einzige Erfolgsgeschichte“, so Vorsitzender Beck zum Wohle des nordschwäbischen Dorfes und seiner Ortsteile – genau so wie es sich die Gründungsväter „auf die Fahnen geschrieben“ haben. Nicht nur, daß mit ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit sämtliche öffentliche Anlagen, Plätze und Grünstreifen gepflegt werden, was der Gemeinde Auhausen seit Jahrzehnten – trotz einer jährlichen Zuwendung an den Verein – enorme Personalkosten erspart(e). Auch werden jedes Jahr Vereinsmittel zur Erfüllung der selbst gesteckten Aufgaben eingesetzt, welche wiederum mit erfolgreichen Veranstaltungen in der Bevölkerung, Spenden und wahrlich viel Engagement hereingebracht werden. Durch die momentane Zahl von wieder annähernd 200 Mitgliedern ist statistisch aus jedem Haushalt eine Person im Verein präsent.Und so kann der Heimat- und Verschönerungsverein Auhausen in eine „gute Zukunft“ blicken und der Gemeinde Auhausen muß nicht bange um die weiteren Vereinsaktivitäten sein… .
Text: Robert Kaußler
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