FFW Auhausen 

Geschichte

 

 

Zurück zu den Wurzeln im Auhauser Klosterhof
Vom Klosterstadel zum Feuerwehrhaus

Im „Hauptbuch“ der Freiwilligen Feuerwehr Auhausen ist für das Jahr 1923 lapidar zu lesen: „Großbrand in Auhausen“. Hinter diesem kurzen Satz verbirgt sich vermutlich ein Unheil, wie es die ehemals fränkische Gemeinde Auhausen seit der Erstürmung, Plünderung und Brandschatzung des ehemaligen Benediktiner-Klosters durch den „vereinigten Rieser und Hesselberger Bauernhaufen“ im Mai 1525 sowie einem Großbrand mit 18 niedergebrannten Gebäuden im Jahr 1660 nicht mehr erlebt haben dürfte.

 

Im Herbst 1923 sollte sich ein Brand im heutigen Anwesen Klosterhof 5, in welchem zu dieser Zeit die Familie Hertlein wohnte (Christian Hertlein war 1923 im 48. Dienstjahr Feuerwehr-Kommandant von Auhausen!), zu einer Katastrophe für die kleine Landgemeinde ausarten.
Nach heute noch bei den ältesten Dorfbewohnern präsenten Erinnerungen, welche freilich auch nur auf familieninternen Erzählungen basieren, brach eben in diesem landwirtschaftlichen Hof (Hausname: „beim Torwart“, da die Bewohner dieses Hauses über Jahrhunderte die Aufgabe inne hatten, des morgens und des nachts das Klostertor zu öffnen bzw. zu schließen) ein nächtliches Feuer aus. Dieses Feuer entfachte einen Brand, der bereits das gesamte Gebäude in Flammen stehen ließ, bis er entdeckt worden ist. Nachdem zu dieser Zeit keine Feuermeldeeinrichtungen im heutigen Sinne vorhanden waren, war es ein mühsamer, zeitaufwendiger Weg, neben der eigenen Ortsfeuerwehr (per Feuerglocke im Kirchturm) die benachbarten Feuerwehren (per Meldereiter zu Pferd) zu alarmieren. Leider war es aber auch fast selbstverständlich, daß in der Zeit zwischen den Weltkriegen und einer grassierenden Hyperinflation die meisten Gemeinden nicht das erforderliche Geld zur guten Ausstattung ihrer Feuerwehren aufbringen konnten. So war in Auhausen noch immer eine einzelne, handgezogene Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1864 im Einsatz (dieser Brand „bescherte“ der Feuerwehr Auhausen im Jahr 1925 eine neue, pferdegezogene Saug- und Druckspritze).
Jedenfalls hatte das Feuer einen derartigen Hunger, daß es in kürzester Zeit weitgehend ungehindert den gesamten Stadel vernichten konnte. Durch die frisch eingebrachte Ernte lagerte dort – neben dem Heu des Sommers – der gesamte Ertrag in Form von zahlreichen Getreidegarben. Das Feuer entwickelte im Folgenden eine derartige Kraft, daß durch den Hitzeauftrieb die Bündel durch das bereits aufgebrochene Dach in die Höhe getragen worden sind. Ein beständiger Wind tat sein Übriges: Er blies diese „Fackeln“ durch das ganze Dorf, so daß – wie hierzu berichtet wird – an zahlreichen weiteren Stellen Feuer entstanden sind bzw. zumindest in der ostwärts ziehenden Windrichtung eine enorme Brandgefahr bestanden haben muß. Große Sorgen mußte man sich überdies um die benachbarte Klosterkirche St. Maria machen.

Weitere Brände im Dorf
Bei solch´ einem Szenario ist es wahrlich nicht ausgeblieben, daß in „Windeseile“ ein weiteres Gebäude Raub der Flammen werden sollte: Einer der damals noch im Klosterhof existenten Klosterstädel ist ebenfalls bis auf die Grundmauern niedergebrannt!
Dieses stattliche Gebäude unbekannten Baujahrs war über einen langen Zeitraum hinweg ein landwirtschaftliches Nutzgebäude in einem wirtschaftlich blühendem Auhauser Benediktiner-Kloster.
Mit der endgültigen Klosterauflösung im 17. Jahrhundert durch den Markgrafen von Ansbach waren „die Bewohner von Auhausen einigermaßen für die Aufhebung des Klosters zu entschädigen, das ihnen sicheren Verdienst einbrachte“, wie die Ortschronik von Auhausen zu berichten weiß und nach dem Kirchenbuch-Register „Allerlei Fälle“ macht eine Notiz deutlich: „Weil bei dem Kloster allhie ein ziemlich Anzahl Feldgüter vorhanden, welche alle der Meng halber zu bauen nicht recht mit Nutz können in acht genommen werden, sind aus demselben anno 1623 12 Lehen mit je 7 Morgen Acker und 3 Tagwerk Wiesen gemacht und verkauft worden. Auch die Prälatur, die Klostermühle, Klosterherberge, die Roßmühle, das Torwarthaus, das Spital und Jägerhaus wurden Privatbesitz.“
Und so ging eben diese Scheune in das Eigentum der Familie Prechter (nachmals Steinacker) über, welcher das säkularisierte Abthaus des Kloster Auhausen zugeschlagen werden sollte.

Das alte Feuerwehrgerätehaus von Auhausen aus dem Jahr 1889 – lediglich eine Garage ohne Heizung, Sanitärräume, Schulungsraum, Wasseranschluß...

Personifizierte Schicksale
Dieser besagte Großbrand in Auhausen kann aber auch – über die eigentlich betroffenen Brandleider hinaus – an personifizierten Schicksalen festgemacht werden:
So berichtet Frau Anneliese Just (geb. Steinacker), die letzte in der ehemaligen Kloster-Prälatur verbliebene Bewohnerin noch heute aus ihrer Familie, daß ihr im Dezember 1923 geborener Bruder ein auffälliges Muttermal hatte, welchem in einer Zeit allgemeiner Volksfrömmigkeit, gepaart mit einem noch weitverbreiteten allgemeinen Aberglauben, sofort das Attribut eines „Brandmales“ zugesprochen worden ist, zumal sich die hochschwangere Babette Steinacker – wie wohl alle anderen Auhauser Bürger auch – bei diesem Brandereignis sehr aufgeregt und gefürchtet haben soll.
Von einem weiteren, weit aus schlimmeren, Schicksal berichtet noch heute Fritz Kollmar, Inhaber der „ehemaligen Klosterherberge“ und Betreiber der heimischen Landwirtschaft: Dessen Urgroßvater, ebenfalls beim Löscheinsatz beteiligt, hat sich in dieser Nacht derart verkältet, daß er an einer Lungenentzündung erkrankt und im Winter darauf 48jährig verstorben ist.


(c) R. Kaußler - 10_altes_haus

Schneller Wiederaufbau
Natürlich mußten die heruntergebrannten Gebäude schnellstmöglich wieder aufgebaut werden, da ein solcher Ausfall für den einzelnen und sein wirtschaftliches Auskommen nicht vertretbar gewesen sein durfte. So konnte bereits im Jahr 1924 der ehemalige Klosterstadel mit seiner fast einen Meter dicken Trutzmauer wieder aufgerichtet werden. Noch heute zeugt über dem rechten Bogen der zwei großen Einfahrten die Jahreszahl „1924“ von diesem Ereignis.
Mit Otto Just, welcher nach Kriegsende die junge Steinacker-Tochter Anneliese geheiratet hat, ging ausgangs des 20. Jahrhunderts eine lange Tradition auf dem Anwesen mit der Hausnummer 1 und Flurnummer 1 in Auhausen zu Ende: Die Aufgabe der Landwirtschaft.
Folglich stand auch dieses zeitgeschichtlich behaftete Gebäude fortan ungenutzt und weitgehend unbeachtet an zentraler Stelle in der Gemeinde Auhausen und unübersehbar im altehrwürdigen Klosterhof.
Der Schwiegersohn der Familie Just, Fritz Hubel, erkannte, daß ein weiterer Verfall eines solches historischen „Schatzes“ der Gemeinde und dem Ortsbild nicht einträglich sein würde – und kam früh auf die selbstlose Idee, dieses Gebäude einem sinnvollen, möglichst öffentlichem Zweck zuzuführen. Hauptansprechpartner zu dieser Zeit waren die Kirchengemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Auhausen, welche beide unabhängig von einander bereits langjährig nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für ein Gerätelager bzw. ein neues Feuerwehrhaus suchten.
Hierzu sollte sich im Frühjahr 2005 das Engagement des örtlichen Zimmerermeisters Martin Stark und des Verschönerungsvereinsvorsitzenden Karl-Heinz Beck „gesellen“, welche in kürzester Zeit einen ausführbaren Plan für ein neues Feuerwehrhaus reifen ließen. Nach monatelanger ortsinterner Debatte und zahlreichen Ortsterminen mit Fachbehörden (vom Denkmalschutz übers Bauamt bis hin zur Regierung von Schwaben als zuständige Brand- und Katastrophenschutzbehörde) sollte sich eine nicht einstimmige Mehrheit im Gemeinderat von Auhausen finden, dieses Projekt „in Angriff“ zu nehmen. Eine wesentliche Voraussetzung hierbei war die Zusage des Auhauser Feuerwehrvereins, die Bauarbeiten möglichst vollständig in Eigenleistung zu vollbringen und ebenso einen erklecklichen Teil der Kosten aus der Vereinskasse zu übernehmen. Das Streben der ehrenamtlichen Feuerwehrmitglieder, das bisherige, räumlich viel zu kleine Gerätehaus ohne Schulungsraum, Heizung, Toiletten und Wasseranschluß, gegen einem zeitgemäßen, funktionalen Ersatzbau einzutauschen, überwog bei diesen Verhandlungen. Nebenbei sei angemerkt: Weitgehend war und ist in der Bevölkerung unbekannt, daß auch ein „traditioneller Aspekt“ für einen Umzug in den Klosterhof sprechen mußte: Das erste (behelfsmäßige) Feuerwehrhaus von Auhausen war der sog. Schulstadel, welcher zur Klosterschule gehörte. Erst mit Bau des bisherigen „Spritzenhauses“ im Jahr 1889 hat die FFW Auhausen das Klosterareal – für 120 Jahre – verlassen.

(c) R. Kaußler - 10_umbau_6

Leider sollten auch bürokratische Rückschläge nicht ausbleiben, wonach die in den „Startlöchern“ stehende Feuerwehr plötzlich und unerwartet weder vom Kauf des Gebäude durch die Gemeinde noch von der Zustellung des alles entscheidenden Regierungsbescheides erfahren durfte. Ebenso sollte sich herausstellen, daß der Bauplan sechs Wochen in der Gemeindeveraltung liegen geblieben ist und die erforderliche Neuverlegung eines bestehenden Stromanschlusses erst „für das kommende Jahr“ in Auftrag gegeben worden ist. Ausgeglichen durch eine enorme Euphorie, gepaart mit dem Willen, noch im Herbst des Jahres 2005 das schadhafte Dach zu erneuern, konnten innerhalb vier Wochen das Ausräumen und Abdecken des Stadels sowie das Aufrichten und das Dachdecken „über die Bühne gebracht“ werden. Das günstig überlassene Bauholz aus dem benachbarten Fürstlichen Wald ist kostenfrei im Ort gesägt worden, die Zimmerleute unter den Dorfbewohnern und viele Freiwillige haben den großen, dreistöckigen Dachstuhl generalsaniert und Ende November ist binnen eines Tages durch über 60 fleißige Helfer die große Dachfläche mit 14.000 Platten eingedeckt worden.
Fortan sollte – soweit möglich – zu jeder freien Stunde dieses Gebäude funktional aus- und umgebaut werden. Schon beim Ausbaggern des alten „Stampfbetons“ im Frühjahr 2006 sollten mit verkohlten Holzstücken „Zeitzeugen“ des großen Brandes aus dem Jahr 1923 wieder ans Tageslicht kommen. Mit Fertigstellung des Erdgeschosses mit einer Fahrzeughalle für zwei Fahrzeuge, Werkstatt, Sanitärräume, Heizraum und einem Schlauchturm, der dank der beachtlichen Gebäudehöhe nicht über das Dach hinausragt, ist im Frühjahr 2008 planmäßig ein Baustop verfügt worden. Es sollten die damals anstehenden Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr von Auhausen (2008: 400 Jahre Protestantische Union /2009: 1050 Jahre Auhausen ) im Klosterhof nicht beeinträchtigt werden. Schnell stellte sich sogar heraus, daß dieser Platz für die kompletten 13 Monate der ideale Ort für zahlreiche Empfänge, Essensausgaben, Einstellmöglichkeiten usw. werden sollte.
Nach Abschluß der Feierlichkeiten konnte im Herbst 2009 vorrangig der Dienstbetrieb in die neue Fahrzeughalle umgezogen werden. Zugleich waren jedoch noch die Ausbauarbeiten in zwei voll nutzbaren Dachgeschossen voranzubringen – und konnten im Frühjahr 2010 mit einem schönen, ansehnlichen „Ergebnis“ zum Abschluß gebracht werden.
Somit hat die Freiwillige Feuerwehr Auhausen mit ihren annähernd 100 Aktiven und einer lebendigen Jugendfeuerwehr nun ein vorzeigbares, funktionales und geräumiges Feuerwehrgerätehaus in zentraler Ortslage in weit über 10.000 ehrenamtlichen Stunden an Arbeitsleistung erstellt, wobei weitere, tausende von Stunden an Besprechungen, Sitzungen, Besichtigungen, Planungen und Arbeitsorganisation nicht einmal mit eingerechnet worden sind. Ein großer Dank gilt an dieser Stelle allen Beteiligten, dem aus Reihen der Feuerwehr eingesetzten 19-köpfigen Bauausschuß und insbesondere der allzeit hilfsbereiten und geduldigen Nachbarschaft.
Im Ergebnis darf auf die Aufwertung und Belebung eines einmaligen und zugleich markanten Platzes mit sehr viel historischem Geist, dem Klosterhof von Auhausen, geblickt werden, wo Gemeinde und Kirchengemeinde jederzeit zusammenfinden können. So durften am Sonntag, 12. September 2010 die Bürger der kleinen Gemeinde samt ihren Gästen mit Stolz die Einweihung feierlich begehen – wie es für spätere Generationen wohl auch im „Hauptbuch“ der Freiwilligen Feuerwehr Auhausen niedergeschrieben sein wird...

Bericht von Robert Kaußler


Weitere Bilder zum Umbau finden Sie hier...


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